Außenreize als Bedeutungsträger

Bei Betroffenen werden Außenreize nur erschwert zu Bedeutungsträgern und damit fällt die Orientierung in der Außenwelt so schwer.

 

Bei Betroffenen werden Außenreize nur erschwert zu Bedeutungsträgern und damit fällt die Orientierung in der Außenwelt so schwer.

Wie werden gegenständliche, sinnausgerichtete Wahrnehmungen konstruiert?

Die dingliche und soziale Wirklichkeit ist für das Kind nur dann zu verstehen, wenn es ausreichend Gelegenheit hat, dieser sinnlich zu begegnen, sie zu erfahren, diese zu "begreifen".

Wahrnehmung geschieht also immer im Vollzug irgendwelchen Handelns. Handeln wird hierbei als Ausübung von inhalts- bzw. gegenstandsbezogenen Tätigkeiten gesehen.

Es ist erforderlich, an den Wahrnehmungsobjekten eine praktische Tätigkeit zu vollziehen, die der in ihnen verkörperten menschlichen Tätigkeit adäquat ist. 

 

Beispiel:

Ein Kind manipuliert mit dem Gebrauchsgegenstand Löffel im Rahmen funktionsbezogener, sensomotorischer Spielhandlungen wie mit einer Rassel oder einem Holzklötzchen. 

Die Wahrnehmungsfähigkeit des Kindes hat dann lediglich das Niveau der Erfassung äußerer (figuraler) Eigenschaften (fest, hart, farbig, greifbar erfahren).

Erst wenn das Kind seine Tätigkeit der objektiven Logik des Gegenstandes (also den in ihm vergegenständlichten allgemeinen Zwecksetzungen anpasst), werden dessen äußere Eigenschaften zur sinnlichen Verkörperung seiner Bedeutung.

Gefordert ist reichhaltige Bewegung, und zwar im Umgang mit realen Gegenständen in vielfältigen Situationen des Alltags:

  • Gegenstände berühren,
  • fest halten und loslassen,
  • zusammenbringen und trennen,
  • entsprechend ihrem Gebrauchswert damit hantieren.

 

Nur so können deren Zweck und Handlungsmöglichkeiten erkundet und die vielfältigen Zusammenhänge und Ursache-Wirkungs-Beziehungen durchschaut werden.

Das Verhalten von Kindern mit ASS ist in den inneren Handlungsplänen und den zu beobachtenden Aktionen einfach strukturiert und sehr schmalspurig. Deshalb behandeln sie einen Gegenstand immer wieder in der gleichen Weise.

Die dominierenden Tätigkeiten von Kindern mit ASS weisen auf das Vorherrschen einer zirkulären Aneignungstätigkeit hin, die der Form nach dem Handlungsniveau der sekundären Kreisreaktion entspricht, dem Inhalt nach aber stereotyp bleibt.

O. g. Tätigkeiten scheinen auf der Ebene der sekundären Kreisreaktion stecken geblieben zu sein, schulen quasi eine Funktion um der Funktion willen. Sichtbarer Ausdruck sind Verhaltensweisen, die als Stereotypien bezeichnet werden, einfache Handlungen mit klaren Effekten, die oft bis zur Perfektion beherrscht werden.
Diese bieten zwar Sicherheit, enden aber oft in einem Teufelskreis, wenn neue Wege zur Erlangung von Erfahrungen und Informationen nicht mehr beschritten werden, die Variation und Erweiterung von Handlungen fehlt und wichtige Zusammenhänge und neue Aspekte von Dingen und Situationen nicht oder nicht ausreichend erschlossen werden.

Vermutlich liegen die Gründe darin, dass die Umwelt immer ein großes Maß an Neuheit  beinhaltet, vor allem in komplexen Situationen und als soziales Handeln. Für das betroffene Kind ergeben sich zwei Möglichkeiten, sich vor Neuem zu schützen bzw. Neues zu reduzieren:

  • Durch die Beschränkung auf Situationen mit geringem Neuigkeitsgehalt (mit statischer, bildhafter Informationsverarbeitung; soziales dagegen beinhaltet zu viel Lebendiges und Veränderliches.
  • Durch die  gleichmachende und gleichbleibende Behandlung von Objekten mit mechanischen, automatisierten Bewegungsabläufen bzw. Stereotypien.

Diese Ausführungen machen Veränderungsangst und der stereotype gute Kontakt zu bestimmten, vertrauten Gegenständen verständlich:

"Das Kind schützt sich vor Veränderbarkeit und Vieldeutigkeit komplexer Phänomene und Bewegungen und vor dem Zugriff durch Subjekte, indem es seinen Dingen bzw. den entsprechenden Konstrukten und gespeicherten Repräsentationen mit seinen gleichbleibenden Möglichkeiten und Kompetenzen begegnet."